Tinajo, ein ruhiges Dorf im Herzen von Lanzarote, bietet eine authentische Alternative zu den stärker touristisch geprägten Gegenden im Süden und Osten der Insel. Obwohl es nicht mit der Vielfalt von benachbarten Gebieten wie Yaiza mithalten kann, besticht die Gemeinde durch ihre beeindruckenden und weniger im Fokus stehenden Lavafelder, Vulkankrater wie der Caldera Blanca und Vulkanen wie der El Cuervo. Ein idealer Ort für Naturliebhaber, die Lanzarote abseits des Massentourismus entdecken möchten.
Das Wichtigste in Kürze:
• Im lang gestreckten Dorf Tinajo leben rund 3000 Einwohner.
• Die Gegend ist bekannt für Hobby-Astrologen aufgrund des klaren Nachthimmels.
• Die Gemeinde ist zwar weniger prominent – hält aber stark bewertete Sehenswürdigkeiten bereit.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Anfahrt
Das Dorf Tinajo liegt nordöstlich des Timanfaya Nationalparks direkt an der Avenue de los Volcanes, umgeben von den Dörfern El Cuchillo und Tajaste. Im Folgenden eine Übersicht der jeweiligen Entfernungen von größeren Orten:
Ort | Entfernung | Fahrzeit (Auto) |
Costa Teguise | 25 Kilometer | 27 Minuten |
Arrecife | 19 Kilometer | 22 Minuten |
Playa Blanca | 32 Kilometer | 34 Minuten |
Puerto del Carmen | 19 Kilometer | 24 Minuten |
Neben dem Dorf Tinajo gibt es auf Lanzarote auch eine Gemeinde mit dem Namen Tinajo. In der Gemeinde leben rund 6.000 Einwohner auf einer Fläche von ca. 136 km². Die Gemeinde liegt im westlichen Zentrum von Lanzarote und grenzt an die Gemeinden San Bartolomé, Teguise und Yaiza. Tinajo ist weniger touristisch geprägt als andere Teile der Insel und behält einen ruhigen, authentischen Charakter.
Geschichte
Die Geschichte von Tinajo und seiner Gemeinde ist eng mit den geologischen und kulturellen Ereignissen von Lanzarote verknüpft, insbesondere den großen Vulkanausbrüchen des 18. Jahrhunderts und der Entwicklung der landwirtschaftlich geprägten Inselkultur. Ein Überblick der Geschichte:
Jahrhundert | Überblick |
15. Jahrhundert | Eroberung und frühe Kolonialisierung Lanzarote wird von den Spaniern erobert und Tinajo wird Teil der neuen Kolonie. Die Region ist dünn besiedelt und wird von den Ureinwohnern, den Majos, geprägt, die als Hirten und Bauern leben und mit Ackerbau und Viehzucht beginnen. |
16. Jahrhundert | Konsolidierung und Piratenangriffe Tinajo entwickelt sich langsam als landwirtschaftliches Gebiet. Getreideanbau wird zum wichtigsten Wirtschaftszweig. Die Gemeinde leidet unter wiederholten Angriffen durch nordafrikanische Piraten, was zu Unsicherheit und zeitweiligen Evakuierungen führt. |
17. Jahrhundert | Religiöse Entwicklung Bau von Kapellen und Kirchen in der Region, darunter die ersten Versionen der Kirche San Roque. Tinajo wird zu einem wichtigen Zentrum für die lokale Landwirtschaft, bleibt jedoch ein abgelegenes Dorf ohne größere politische oder wirtschaftliche Bedeutung. |
18. Jahrhundert | Zerstörung durch Vulkanausbrüche (1730–1736) Die Vulkanausbrüche von Timanfaya verändern die Landschaft dramatisch. Große Teile Tinajos werden von Lava begraben. Der fruchtbare Boden lockt die Menschen später zurück, da er sich ideal für die Landwirtschaft eignet. |
19. Jahrhundert | Wiederaufbau und Anpassung Die Bewohner kehren zurück und entwickeln innovative Anbaumethoden, wie die Nutzung von Vulkanasche (Lapilli) zur Feuchtigkeitsspeicherung im Boden. Tinajo bleibt ein ländliches Dorf, geprägt von Landwirtschaft (Getreide, Wein) und Viehzucht. Die religiöse Bedeutung wächst weiter, insbesondere durch die Romería de los Dolores. |
20. Jahrhundert | Wandel durch Tourismus Ab den 1960er Jahren beginnt Lanzarote, sich als Tourismusziel zu entwickeln, aber Tinajo bleibt vom Massentourismus verschont. Der Fokus liegt auf Natur- und Kulturtourismus, insbesondere durch die Nähe zum Timanfaya-Nationalpark. Der Bau von Straßen und die bessere Infrastruktur binden Tinajo stärker an die Inselhauptstadt Arrecife an. |
21. Jahrhundert | Authentizität und moderner Tourismus Tinajo bewahrt seine traditionelle, ländliche Identität und profitiert von der Beliebtheit des nachhaltigen Tourismus. Der Ort wird Ausgangspunkt für Wanderungen, Vulkantouren und kulturelle Erlebnisse. Veranstaltungen wie die Romería de los Dolores und der Fokus auf lokale Produkte stärken den Ruf Tinajos als authentisches, kulturelles Herzstück von Lanzarote. |
Sehenswürdigkeiten
Der Ort und die Gemeinde von Tinajo haben durchaus etwas zu bieten. Hier eine Übersicht der Sehenswürdigkeiten von Tinajo auf Lanzarote.
Kirche San Roque
Die Pfarrkirche San Roque im Herzen von Tinajo ist ein wunderschönes Beispiel für die schlichte und doch beeindruckende Architektur Lanzarotes. Geweiht dem heiligen Rochus, dem Schutzpatron des Ortes, spiegelt sie die tiefe religiöse Verbundenheit der Gemeinde wider. Ihr weiß getünchtes Äußeres steht in einem harmonischen Kontrast zur kargen, vulkanischen Landschaft der Umgebung.
Die Kirche, die im 18. Jahrhundert erbaut wurde, ist nicht nur ein Ort der Besinnung, sondern auch ein historisches Wahrzeichen, das von der Widerstandskraft der Menschen in Tinajo erzählt. Besonders während der Fiesta de San Roque wird sie zum lebendigen Mittelpunkt des Dorfes, wenn Bewohner und Besucher gemeinsam feiern und die Traditionen der Region ehren.
Lavafelder des Timanfaya Nationalpark
Der Timanfaya-Nationalpark liegt geografisch größtenteils mit den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde Yaiza, aber ein kleiner Teil erstreckt sich auch in die Gemeinde Tinajo.
Der nördliche Rand des Nationalparks gehört zu Tinajo, vor allem die angrenzenden Lavafelder und einige Wanderwege wie die Route zur Caldera Blanca, die außerhalb des Kerngebiets des Parks beginnt.
Caldera Blanca
Der Caldera Blanca im Gemeindegebiet von Tinajo ist ein beeindruckendes vulkanisches Erbe und eines der markantesten Beispiele für alte, nicht von Lava überdeckte Vulkankrater auf Lanzarote.
Der riesige erloschene Vulkan gilt auf Lanzarote als einer der wenigen Geheimtipps. Mit 4,9 von 5 Sternen beeindruckt das Naturphänomen die Besucher immens.
Ermita de los Dolores (Nuestra Señora de los Volcanes)
Die Ermita de los Dolores, auch bekannt als Nuestra Señora de los Volcanes, ist eine Wallfahrtskapelle mit tief verwurzelten Glaubenstraditionen und von großer historischer Bedeutung auf Lanzarote. Diese bescheidene, weiß getünchte Kapelle in Mancha Blanca, einem Ortsteil von Tinajo, wurde nach den verheerenden Vulkanausbrüchen von 1730–1736 errichtet.
Der Legende nach stoppte die Jungfrau von Dolores, die Schutzpatronin der Insel, die zerstörerischen Lavaströme und bewahrte die Dörfer vor ihrer vollständigen Vernichtung. Heute ist die Kapelle ein wichtiger Wallfahrtsort, insbesondere während der Romería de los Dolores, bei der Menschen aus allen Teilen der Insel in traditionellen Trachten zusammenkommen, um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.
Umgeben von der dramatischen Vulkanlandschaft, verkörpert die Ermita de los Dolores die tiefe Verbindung der Inselbewohner zu ihrem Glauben, ihrer Geschichte und der beeindruckenden Natur, die sie umgibt.
La Santa
Das charmante Dorf La Santa liegt an der Nordwestküste Lanzarotes und ist ein wahres Paradies für Surfer, Sportler, Naturfreunde und alle, die das Leben am Meer genießen möchten. Einst ein ruhiges Fischerdorf, hat es sich zu einem lebendigen Treffpunkt für Surfer und Aktivurlauber entwickelt ohne dabei seinen authentischen Charakter zu verlieren. Besonders herausragend ist der Club La Santa, ein weltweit bekanntes Sportresort, das Athleten und Fitnessbegeisterte aus aller Welt anzieht.
Mit einer beeindruckenden Auswahl an Sportanlagen (Leichtathletikstadion, Windsurflagune und einer Rennradbasis), Kursen und Aktivitäten – von Triathlon-Training bis hin zu Yoga am Meer – bietet der Club ideale Bedingungen für Anfänger bis Profis. Für Tagesausflügler hat der Ort eher wenig zu bieten außer zahlreichen Restaurants an der Durchgangsstraße. Im Alma Tapas gibt es leckere Snacks und Tagesgerichte in einem idyllischen Innenhof serviert.
El Cuervo-Vulkan
Gut 10 Minuten Autofahrt vom Dorf Tinajo entfernt, liegt mit dem Vulkan El Cuervo die am besten bewertete Sehenswürdigkeit der Insel Lanzarote in der Gemeinde Tinajo.
Hier gibt es weiterführende Informationen zum El Cuervo, der auch Caldera de los Cuervos genannt wird.
Besonderheiten
Tinajo gilt als einer der besten Orte auf Lanzarote, um den klaren Sternenhimmel zu beobachten. Dank der geringen Lichtverschmutzung bietet sich eine fantastische Sicht auf die Milchstraße und andere Himmelskörper.
Eine der besten Gegenden hierfür ist die Umgebung der Caldera Blanca sowie der Ortsteil Mancha Blanca. Diese Gebiete sind besonders bei Hobby-Astronomen und Fotografen beliebt, die Lanzarotes einzigartigen Nachthimmel einfangen möchten.
FAQ zu Tinajo
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Woher kommt der Name Tinajo?
Der Name Tinajo stammt vermutlich aus der Sprache der Ureinwohner Lanzarotes, den Majos. Eine mögliche Deutung des Namens verweist auf das Wort „Tina“, das in den Kanaren eine natürliche Mulde oder Senke bezeichnet, in der Regenwasser gesammelt wurde. Der Zusatz „-jo“ könnte ein lokaler sprachlicher Einschlag oder eine Verkleinerungsform sein.
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Wo kann man gut übernachten?
Es gibt mehrere Airbnb Angebote in Tinajo. Zum Beispiel das Boutique-Hotel oder das Tiny House in La Costa. Weitere Unterkünfte: Ein Apartment mit Balkon und Stadtblick: Buda oder das 4 Sterne Hotel: Casa Emblemática Garaday.
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Welches Restaurant ist zu empfehlen?
Wer gut und lecker essen möchte und außerdem ein Faible für italienisches Essen hat, sollte in die Pizzeria Mezzaluna im Norden Tinajos einkehren. Pizza gibt es aus dem Holzkohleofen.
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Welche Strände gibt es in Tinajo?
Sehenswert sind die Playa de Teneza und Playa de la Madera. An beiden Stellen bricht sich der Atlantik besonders stark. Das kochende Meer ist ein Naturschauspiel. Wer baden möchte, sollte im Flachwasser bleiben.
Fazit
Im Reiseführer erhält das Dorf und die Gemeinde Tinajo in der Regel nicht so viel Aufmerksamkeit wie andere Gemeinden. Nach unseren Recherchen erhalten die hier dargestellten Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps der Insel aber enormen Zuspruch von Besuchern. Zum Einen schade, dass sie nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Zum Anderen behalten sie dadurch für die Besucher einen reizvollen abenteuerlichen Charme.